Die Thomaskirche am Ludwig-Thoma-Platz

Am 4. September 1932 wurde die „Evangelisch-Lutherische Kirche am Parkplatz zu Geiselgasteig bei München“ — so war damals der offizielle Name - feierlich eingeweiht. Über 85 Jahre ist die Thomaskirche am Ludwig-Thoma-Platz Ort vieler Gottesdienste, christlicher Feiern und musikalischer Veranstaltungen.

  • In der Kirche gibt es eine, das komplette Kirchenschiff umfassende Induktionsanlage
  • Zugang zur Kirche ist barrierefrei möglich über eine Rampe, die eine Treppenstufe überbrückt
  • Zugang zur Toilette ist mit Rollstuhl möglich
  • Ausreichende Parkmöglichkeiten sind rund um die Kirche vorhanden

Das Altarfresko

In einer knappen Pressemitteilung in den Münchner Neuesten Nachrichten vom 24. Juni 1936 wird erwähnt, dass ein „monumentales Freskobild“ mit der Darstellung der Bergpredigt der evangelischen Gemeinde zu Grünwald übergeben wird. Diese Presseerklärung wäre weiter nichts Besonderes, wenn da nicht zwei ungeklärte, wichtige Details wären:
Der Künstler signierte sein Fresko mit der Jahreszahl 1935 – öffentlich gemacht wurde das Bild jedoch erst im Jahr darauf. Und warum wurde das Altarfresko so heimlich, still und leise und ohne großen festlichen Akt der Gemeinde übergeben? Dies mag nicht weiter verwundern, könnte man einwenden, beginnt doch die Kunst im Auge des Betrachters zu wirken und nicht aufgrund der Erläuterungen des Künstlers. Dennoch ist das Schweigen über diesem Bild sonderbar.

War das Thema „Bergpredigt“ vielleicht der Grund?
Denn in ihren inhaltlichen Aussagen, - etwa „Liebet eure Feinde“, Matthäus 5, 47, oder „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“, Mt 7, 12 - ist sie ein Affront gegen die herrschende nationalsozialistische Geisteshaltung.
Weitere Fragen tun sich in diesem Zusammenhang auf. Wer hat eigentlich das Bildthema „Bergpredigt“ in Auftrag gegeben? Und wer war der Künstler Reinhold Max Eichler?
Reinhold Max Eichler war ein hervorragend ausgebildeter Künstler, der zeitlebens in Künstlerkreisen sehr geachtet war. Nach seinem Studium an der Kunstakademie München war er Gründungsmitglied der hier ansässigen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts aktiven, avantgardistischen Künstlergruppe "Die Scholle". Diese Vereinigung sehr unterschiedlicher Malerkollegen stellte sich gegen die Akademiekunst und proklamierte einen modernen Kunststil. Stilistisch ist die Gruppe zwischen Spätimpressionismus und Frühexpressionismus anzusiedeln und stellt einen wichtigen Wegbereiter für den deutschen Expressionismus dar. So schrieb der Künstler Franz Marc, als sich „Die Scholle“ 1911 auflöste, dass der Blaue Reiter nun die „neue Scholle“ sein wolle.

Eichler war erfolgreich: er fertigte Zeichnungen für die berühmten Zeitschriften „Die Jugend“ und „Simplicissimus“ und illustrierte zahlreiche Bücher, vor allem Kinderbücher.

1912/13 erhielt er den bedeutenden Auftrag, für den Neubau der Münchener Rückversicherung in der Königinstraße ein großformatiges Wandbild zu malen. Er lehrte als Kunstprofessor an der Universität. Mitte der 20er Jahre erwarben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mehrere Ölgemälde von ihm, die sich heute noch im Lenbachhaus befinden.

Kunstsinnige Gemeindeglieder und der Künstler Reinhold Max Eichler vereinbarten damals, Anfang der dreißiger Jahre, das Thema der Bergpredigt, und zwar einen unglaublich aufwändigen und teuren Weise, in der Kirche sichtbar zu machen. Nicht nach außen sollte die Kirche groß dastehen, sondern in ihrem Inneren sollte das wertvolle Zeugnis des Glaubens sein. Wie anders sollte man erklären, dass die damals doch recht kleine Gemeinde in ihrer Kirche ein Fresko dieser Größenordnung ca. 7x7 m anfertigen ließ?

Im Grunde hätte es genügt, eine Fensterreihe im Osten der Kirche einzubauen – auch unsere Kirche ist „geostet“, d. h. der Altarraum ist in Richtung des Morgenlandes eingerichtet. Aber das wollte man nicht. 
Vielmehr ist das Fresko an dieser Stelle gedacht als eine illusionistische Fortsetzung des Kircheninneren: Volk und Jünger setzen die Sitzordnung der Kirche fort und die Altarstufen führen auf den Berg hinauf, auf dem Christus predigt und Jesus, der Heiland, den Menschen nahekommt, um die Botschaft vom Reich Gottes lebendig werden zu lassen. Der Künstler will das Geschehen auf diese Art und Weise dem Betrachter möglichst nahebringen, den Betrachter sozusagen live das Geschehen miterleben lassen. Um etwas von dieser Illusion abzuschwächen, hat Eichler den Rahmen gemalt.

Reinhold Max Eichler und die Gemeindeglieder bewahrten sich mit diesem Werk einen besonderen Weitblick. Diesem haben wir heute zu verdanken, dass in unserer Kirche das zweitälteste Altarfresko mit einer äußerst seltenen Darstellung der Bergpredigt in einer evangelischen Münchner Kirche zu bewundern ist.

Der Künstler schuf, das wissen wir jetzt, ein Fresko von herausragender Bedeutung. Leider konnten bis jetzt keine schriftlichen Zeugnisse gefunden werden über die maßgeblichen Gemeindeglieder, die dies befürworteten. Lediglich ist sicher, dass der damalige Pfarrer Ellwein das Projekt maßgeblich voranbrachte – vielleicht kannte er den Künstler und seine Bedeutung.

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Orgel

Die neue Orgel wurde am 13. September 1992 unter Pfarrer Gerhard Nörr feierlich eingeweiht.
Die Orgel der Evang.-Luth. Thomaskirche entstand in der Orgelbauwerkstatt von Georges Heintz in Schiltach/Schwarzwald. Das Instrument ist ein 2-manualiges Werk mit Pedal und enthält 18 klingende und 2 Transmissionsregister.

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Der neue Brunnen an der Thomaskirche

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„Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens und in Deinem Lichte sehen wir das Licht“ 

Psalm 36, 9

Psalm 36,9 bildet die Grundlage des Entwurfsgedankens des neuen Brunnens.

„Drei Säulen aus Stein sind das Symbol für den einigen, dreifaltigen Gott, aus dessen kraftspendender Quelle uns das Leben zufließt, das sich vereint zum großen Lebensstrom. Aufgefangen wird es in der Schale der Unendlichkeit, aus der wir schöpfen und weitergeben können.“

Drei unterschiedliche Oberflächenbearbeitungen des gleichen Grundmaterials symbolisieren die drei Lebenszeitalter.

Der Mensch wird geschliffen vom Strom seines Lebens und taucht ein in die Einheit mit Gott.

Der neue Brunnen soll ein Ort zum Verweilen und Entspannen sein, ein Ort der in die Stille führt und dazu einlädt, sich auf der Bank niederzulassen und über den eigenen Lebensfluss zu meditieren und sich die göttliche, nie versiegende Quelle des Lebens immer wieder ins Bewusstsein zu rufen.

Der Brunnen soll aber auch zu einem festen Bestandteil im Gemeindeleben werden, an dem Begegnung und Feiern stattfinden werden in dem Bewusstsein, dass wir an jeder stillen Quelle und unter jedem blühenden Baum Gott nahe sind.“ Astrid Kunze

Großer Dank der Thomasgemeinde gilt den Spendern, Familie Stiebner, die es ermöglich hat, den Brunnen zu realisieren.

Entwurf und Konzeption des Brunnens: Astrid Kunze
Umsetzung des Brunnens: Barbara Hoyer, Firma Hoyer
Gartenarbeiten und Wegführung: Markus Holbeck